Schopmeyerstraße

Visionär und Verfechter christlicher Ideale
„Schopmeyerstraße“ ehrt verdienten Hagener
An seinem 30. Todestag erfuhr der gebürtige Hagener Bernhard Schopmeyer eine besondere Ehrung: In einer Feierstunde mit 300 Teilnehmern im Schulzentrum wurde die Sandstraße  ab der Kreuzung  Zum Jägerberg in Schopmeyerstraße umbenannt. Obwohl sie heute als Sackgasse endet, kennt sie jeder Hagener. Führt sie doch zu zwei markanten Orten: dem Friedhof und der Oberschule.
Im Jahr der Jahrhundertwende geboren, war dem engagierten Streiter für die Belange der Arbeiter und politischem Vordenker nur ein kurzes Leben gegönnt: Unbekannte erschossen ihn kurz nach Kriegsende.
Nicht lange hielt es den Zimmermann im erlernten Beruf. Die Epoche der politischen Verunsicherung und wirtschaftlichen Not nach dem Ersten Weltkrieg empfand Schopmeyer als Herausforderung, sich zu engagieren. Richtschnur für seine religiöse, soziale und politische Betätigung wurden die Prinzipien des 1910 gegründeten katholischen Arbeitervereins. Der hatte sich unter anderem „Belehrung der Mitglieder über ihre staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten“ sowie „Schutz und Förderung der wirtschaftlichen Interessen der Arbeiter“ auf seine Fahnen geschrieben. Bereits mit 23 Jahren gehörte er dem vom Vater geleiteten Verein als Schriftführer an.
1926 wurde er Arbeitersekretär im Bistum Osnabrück. Fortan warteteb auf ihn ungewohnte Aufgaben: Er hielt Vorträge zu politischen und sozialen Themen, musste Fortbildungsmaßnahmen organisieren und durchführen und zudem Präsens im sogenannten Volksbüro zeigen, wo Rat, Auskunft und Hilfe gesucht wurden. Sein nimmermüdes Engagement fand öffentliche Anerkennung: Mit 28 Jahren gehörte er bereits dem Osnabrücker Magistrat an. Es folgte die Berufung  als Abgeordneter in den Provinziallandtag in Hannover. Allein die Machtergreifung Hitlers verhinderte die Aufnahme in den Preußischen Landtag als Zentrumsabgeordneter.
Das „neue Zeitalter“ brachte einschneidende Veränderungen für Bernhard Schopmeyer: Alle seine politischen Ämter wurden ihm genommen, die Arbeit im Volksbüro verboten. Sein neues Betätigungsfeld fand er in der Männerseelsorge des Bistums Osnabrück, dessen Diözesansekretär er 1938 wurde.
Christliche Überzeugung und politisches Engagement trieben ihn in den Untergrund. Johannes Brand, Stellvertretender Vorsitzende des Hagener Heimatvereins, dem neben den Biografien vieler verdienter Hagener auch das Portrait Schopmeyers zu verdanken ist, zitiert dessen Frau: „Wenn mein Mann mir Schriftstücke aus der Widerstandsbewegung zum Lesen mitbrachte, dann musste ich immer hören, vorsichtig, ich steh mit einem Bein im KZ.“
Dann überstürzten sich die Ereignisse im Leben Schopmeyers: Kurz vor Kriegsbeginn eingezogen, machte er den Frankreichfeldzug mit, war bei der Besetzung Polens dabei und tat zwischendurch auch in Osnabrück Dienst. Ob es Verbindungen mit den Attentätern des 20. Julis gab, ist nicht überliefert. Es ist lediglich bestätigt, dass Schopmeyers Verhaftung in diesem Zusammenhang mit Müh und Not abgewendet werden konnte.
Am 12. Mai 1945 nahm er seine Arbeit in der Männerseelsorge des Bistums wieder auf. Zugleich betätigte er sich auch wieder politisch. So zählt ihn die CDU Osnabrück zu ihren Gründungsmitgliedern. Die offizielle Parteigründung durfte er allerdings nicht miterleben: Am 23. Juli , mittags zwischen 13 und 14 Uhr, erschossen ihn Unbekannte auf dem Hauptweg im Osnabrücker Bürgerpark. Das Motiv für dieses Verbrechen muss wohl in Schopmeyers politischen Vergangenheit gesucht werden, denn die Täter ließen ihm sämtliche Wertsachen.
Wie sehr sein Blick spätestens zu Kriegstagen in die Zukunft gerichtet war, macht ein Brief deutlich, den er als Soldat einem Freund schrieb: „Es geht...um zwei große Dinge: Politisch um die Neugestaltung Europas (eine Art vereinigte Staaten Europas oder wie man sie nennen will), religiös geht es um die Wiedervereinigung im Glauben.“

Werner Barthel