Die Fenster von Augustin Pacher in der Gellenbecker Kirche

aus Nachrichten aktuell Hagen a.T.W. Nr. 3/2015, S. 31-34

Die Fenster von Augustin Pacher in der Gellenbecker Kirche

Johannes Brand

Augustin Pacher (1863-1926) lebte in München und war ein vor allem in Süddeutschland weithin bekannter Künstler, der vielfältige religiöse Einrichtungen und Gegenstände gestaltete. Vor allem aber war er berühmt als Glasmaler. Er wirkte  vor allem in seiner süddeutschen Heimat. Wie er zu Aufträgen im Osnabrücker Raum gekommen ist, ist nicht bekannt. Zumindest aber malte er in der Zeit 1921-1923 das Deckengemälde in der Glandorfer St.-Johannis-Kirche und ein großes Fenster an der Südseite der Kirche (Jesus stillt den Seesturm). Für die neue St.-Josephs-Kirche in Osnabrück entwarf er das kürzlich gründlich sanierte Deckengemälde. Wie weit er selbst dort gemalt hat und wie weit seine Entwürfe von den Osnabrücker Malern Albert Emminghaus und Bernhard Riepe weitergeführt und vollendet wurden (1942) ist unklar. Früher als für diese beiden Kirchen arbeitete Pacher aber für die neue Kirche in Gellenbeck.

Bei der Einweihung der Gellenbecker Kirche im Dezember 1915 fehlte noch jeglicher bildnerische Schmuck. Schon bald gab es das Bestreben auch künstlerisch gestaltete Fenster zu haben. Der Kirchenvorstand entschied sich, von Pacher Entwürfe anzufordern. Bereits 1918 legte er Entwürfe für die beiden Fenster der Taufkapelle vor. In den Folgejahren gestaltete er auch die beiden Fenster in der Kreuzkapelle und die sieben Fenster in den beiden Seitenschiffen. Angefertigt wurden die Fenster in das Glasmalerei A. Brückl in München.

Die Fenster in der ehemaligen Taufkapelle.

Für die Taufkapelle – die heutige Marienkapelle –  wählte Pacher zwei biblische Szenen: Die neutestamentliche Aussendung der Jünger Jesu, der Pacher als Zitat hinzufügt: „Darum gehet hin u. lehret alle Völker und taufet sie im Namen d. Vaters d. Sohnes u. d. Hl. Geistes.   Matth.18,19“. Schwieriger zu deuten ist die alttestamentliche Szene in dem südlichen Fenster. Da die Taufe im Alten Testament kein Thema ist, wählte Pacher das Thema „Wasser des Heils“. So zitiert er: „Ihr werdet Wasser schöpfen mit Freuden aus den Quellen des Heilands. Isaias 12,3“. Da dieser Vers sich nicht ohne weiteres in eine Bildszene umsetzen lässt, stellte Pacher eine Szene dar, in der ein Hohepriester das Wasser segnet, das von einer Felsenquelle geschöpft wird.

In der Kreuzkapelle wurden die Themen Ostern und Pfingsten bildnerisch umgesetzt: Der auferstandene Jesus erhebt sich mit der Siegesfahne aus dem Grab, vor dem die betäubten Wächter liegen. Als Vers ist hinzugefügt: „Und Er ist am dritten Tage wieder auferstanden.“ Und in der Pfingstszene kommt der Heilige Geist in Gestalt von Feuerzungen auf die Jünger, in deren Mitte Maria sitzt, herab. Zitiert wird hier der Vers: „Und Alle wurden erfüllt vom heiligen Geiste.“

Die Fenster in der Kreuzkapelle.

Seit dem Mittelalter gehört zur Marienverehrung auch die Meditation der sieben Freuden und sieben Schmerzen Mariä. Dabei hat letzterer Katalog die größere Aufmerksamkeit gefunden und seinen Niederschlag in liturgischen Kalender am 15. September gefunden. Weniger populär sind dagegen die sieben Freuden Mariens, die Pacher zum Thema der Fenster in den Seitenschiffen gewählt hat. Der Katalog der sieben Freuden ist nicht einheitlich. Zu der bekannteren Version gehört auch die Auferstehung Jesu. Da es aber keinen biblischen Bezug zwischen der Auferstehung Jesu und seiner Mutter gibt und da Pacher die Auferstehung bereits in der Kreuzkapelle dargestellt hatte, lag es nahe einen anderen Reihe zu wählen. Statt der Auferstehung Jesu wurde als siebte Freude die Krönung Mariens im Himmel angefügt.

                                 

Die Fenster im nördlichen Seitenschiff. Von rechts: Die Verkündigung, der Besuch Marias bei Elisabeth, die Geburt Jesu – Anbetung der Hirten.

Die Fenster im südlichen Seitenschiff. Von rechts: Besuch der Weisen aus dem Morgenland, das Wiederfinden des zwölfjährigen Jesus im Tempel,die Himmelfahrt Mariens, Die Krönung im Himmel.

Seinen Bildszenen zu diesen sieben Themen hat Pacher jeweils einen Vers hinzugefügt

Bild

Inschrift

Quelle

Die Verkündigung der Geburt Jesu

Gegrüßet seist Du Maria, Du bist voll der Gnade!

Lk 1.28

Marias Besuch bei ihrer Cousine Elisabeth

Hochpreiset meine Seele den Herrn!

Lk 1.46

Die Geburt Jesu und die Anbetung der Hirten

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden.

Lk 2.14

Die Anbetung der Weisen

Und sie fanden das Kind mit Maria seiner Mutter.

Mt 2.11

Das Wiederauffinden des zwölfjährigen Jesus im Tempel

Und es staunten alle, die Ihn hörten über seine Weisheit.

Lk 2.47

Die Himmelfahrt der Maria

Wer wird aufsteigen zum Berge des Herrn u. wer wird stehen a. d. hl. Orte? Ps 23

Ps 24(23). 3

Die Krönung Marias im Himmel

Der Dich o Jungfrau im Himmel gekrönt hat.

5. Gesätz des glorreichen Rosenkranzes

Pacher erzählt in seinen Bildfenstern Geschichten. Dabei zeichnen diese sich durch eine formale Geschlossenheit aus, indem er zum Teil viele Personen auf einem engen Raum so zusammenkomponiert, dass man gar nicht das Empfinden von Enge hat. Gerahmt sind seine Bilder jeweils durch Girlanden, die mit Blumen oder Ornamenten geschmückt sind und die Form der Fensteröffnungen nachzeichnen. Die Meisterschaft Pachers zeigt sich auch in der differenzierten Farbigkeit mit reichen Zwischentönen. Gerade im Kontrast zu den Fenstern von Theo Landmann wirken sie weich und zurückhaltend. Sie wollen in Ruhe betrachtet und meditiert werden.

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