Gelber oder goldener Bach

Woher der Goldbach seinen Namen hat

Von Rainer Rottmann

Der Goldbach entspringt südlich des Borgberges in Holperdorp, also auf Lienener Gebiet und mündet nach ca. 18 Kilometern Bachlauf an der Nordspitze der Gemeinde Hasbergen in die Düte. Als Gewässer 2. Ordnung entwässert der Goldbach mit seinen Nebenbächen ein Niederschlagsgebiet von immerhin 80,37 qkm, wobei ein Flächenanteil von 44,65 qkm auf Nordrhein-Westfalen und von 35,72 qkm auf Niedersachsen entfällt.

Die Quelle des Goldbaches liegt, wie bereits oben erwähnt, südlich des 225 m hohen Borgberges in der Nähe des Holperdorper Bauernhofes Keller, auf nordrhein-westfälischem Gebiet. Der kleine Quellbach war schon im Mittelalter zunächst ein Stück seines Weges Grenzbach zwischen den Kirchspielen Lienen und Hagen. Südöstlich vom Borgberg biegt der Bach auf Hagener Gebiet nach Norden ab und speist dort zunächst eine ganze Reihe von gewerblich genutzten Fischteichen.

Noch im Hagener Ortsteil Mentrup fließt ihm neben einer Vielzahl kleiner Quellen und Rinnsale auch der heutige Dillbach mit der Brookbeke zu. In der ehemaligen Hagener Bauerschaft Beckerode biegt der Goldbach nach Westen ab und nimmt das Wasser der Dorfbrunnenquelle und des ehemals sumpfigen Maschbrook auf. Kurz vor der Gellenbecker Mühle kommt von Süden der Sudenfelder Bach, der früher „Gosebeeke“ (Gänsebach) genannt wurde, hinzu. In der Bauerschaft Natrup-Hagen nimmt der Goldbach schließlich das Wasser des von Norden kommenden Hagenbaches auf, dessen stark sprudelnde Quelle sich auf dem ehemaligen Hof Wellmann (Quellmann) am Lotter Weg (Haus-Nr. 56) befindet. An der Natruper Mühle, also kurz vor dem Verlassen des Hagener Gemeindegebietes, ist so aus dem kleinen, am Südrand des Borgberges entspringenden Rinnsal, ein durchaus ansehnlicher Bach geworden.

Etwa 150 Meter unterhalb der Natruper Mühle fließt von Osten auf Hasberger Gebiet der Sunderbach zu. Weitere 200 Meter bachabwärts liegt unmittelbar östlich des Goldbaches in einer Wiese die kaum noch sichtbare Ruine der ehemaligen Wasserburg Haslage. Von hier aus bachabwärts nach Norden bis zu der in Gaste gelegenen Brücke der Kreisstraße K8 markiert der Goldbach die Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Unterwegs fließen dem Goldbach von Westen zunächst der auch durch Natrup-Hagen fließende Leedener Mühlenbach (mit Elsebieke, Hönebach mit Roter Bach, Früchtebach mit Pötterbach und Pastorenbach) sowie der Osterberger Mühlenbach (mit Baumbach) zu. Etwa 500 Meter nordnordöstlich der oben erwähnten Brücke der Kreisstraße K 8 mündet der Goldbach schließlich in die Düte, deren Wasser über Hase und Ems in die Nordsee fließt.

Allein auf dem Gebiet der Gemeinde Hagen a.T.W. lassen sich vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert neun(!) Wassermühlen nachweisen, die vom Goldbach und seinen Nebenbächen getrieben wurden. Der Goldbach wurde daher in Hagen früher schlicht und zutreffend nur „der Mühlenbach“ genannt, während seine Nebenbäche wie Dillbach, Brookbeke, Gosebeke, Hönebach, Roterbach und Hagenbach zumindest schon im 18./19. Jahrhundert unter ihren auch heute noch gebräuchlichen Eigennamen erwähnt werden.

In einem Mühlenregister von 1810, also aus Napoleonischer Zeit, heißt es dagegen bezüglich des Goldbaches: „Le ruisseau n`a pas de denomination“, was so viel bedeutet wie: Der Bach hat keinen (speziellen) Namen.

Auch die Gründer und Betreiber der Beckeroder Eisenhütte bezeichneten von 1836 bis 1856 den Goldbach, dessen Wasserkraft sie für den Antrieb des Hochofengebläses und der Getriebe der Mechanischen Werkstatt nutzten, ausschließlich als „Mühlenbach“.

Erstmals im Jahre 1871 taucht für Hagen in einer Beschreibung der Hagener Gemeindegrenzen die Bezeichnung „Mühlenbach respective Goldbach“ auf. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts bürgerte sich dann zunehmend auch in Hagen der heute gebräuchliche Name „Goldbach“ ein. In dem Gewässer selbst wurde indes niemals das begehrte Edelmetall gefunden – woher stammt also der Name?

Gelegentlich wird die Überlegung geäußert, der Name sei mit dem Hagener Hofnamen Meyer zu Gellenbeck in Verbindung zu bringen. Der Name Gellenbeck wird dabei vom niederdeutschen Wort „gehl“ (gelb) abgeleitet und würde demnach „Gelb(er) Bach“ bedeuten. Es könnte eine Anspielung darauf sein, dass der Bach bei Hochwasser größere Mengen Sand und Lehm aus den umliegenden Bergen mit sich führt und dadurch zeitweise eine gelbliche Trübung annimmt.

Eine andere Spur bei der Namensdeutung führt nach Norden in die Nähe des Mündungsbereiches des Baches. Dort liegen unmittelbar nördlich des Goldbaches in der Lotter Bauerschaft Gohfeld der so genannte „Goldhügel“ und die beiden Bauernhöfe Goldmeyer und Goldmann. Vielleicht handelt es sich bei dem Goldhügel um einen vorgeschichtlichen Grabhügel, bei dessen mutmaßlicher Zerstörung Gegenstände aus Edelmetall (Bronze/Gold) gefunden wurden, die zur Namensgebung Anlass geben.

Schon 1553 heißt es jedenfalls in der Jagdbeschreibung eines Tecklenburger Jägers, die Jagd sei unter anderem geführt worden „hinter Wambergen und des Buddelmeyer Hause nach dem Gaster Bach, rechts auf die Höltingsbank an der Refler Heide, (dann über den Goldbach) und hinter dem Golthövel (Goldhügel) her, da der Goltmeyer wonet“ (Hof Goldmeyer, später Hof Gastmann, jetzt „Landcafé zum Goldbach“). Von dort zog die Jagdgesellschaft das links der Düte liegende „Atter Feld“ hinauf bis Atter, dann über das Mühlenwehr bei Meyer zu Hetlage zurück über die Düte bis hin nach Gut Leye.

Dieser nahe am Unterlauf des Baches gelegene „Goldhügel“ dürfte im Lauf der Jahrhunderte vermutlich dem gesamten Bach nach und nach den heutigen Namen gegeben haben.

Diese Vermutung ergibt sich auch aus einer Akte vom Jahre 1835. Als die Osnabrücker Firma Weymann & Meese im Jahre 1834 bei der Osnabrücker Landdrostei den Antrag stellte, an der Düte in Hellern einen durch Wasserkraft getriebenen „Eisenhammer“ anlegen zu dürfen, erhob der Meyer zu Hetlage als Eigentümer einer unterhalb gelegenen Wassermühle Einwendungen, weil er Wassermangel in der Düte befürchtete. Die Beschwerde wurde 1835 zurückgewiesen, weil nachgewiesen werden konnte, „dass sämtliche am Goldbach und dessen Nebenläufen belegenen Mühlen“ selbst in trockenem Sommer noch hinreichend Wasser hätten, zumal „der Goldbach eine größere Wassermasse als die Düte selbst mit sich führe“.

Schon 1835 führte der Goldbach also im Unterlauf den heute gebräuchlichen Namen und zwar hinauf bis zu seinen Nebenbächen, bei denen es sich dann zumindest um die ersten zwei bachaufwärts gelegenen Nebenläufe, also den Osterberger Mühlenbach und den Leedener Mühlenbach, gehandelt haben muss.

1835 hieß der Goldbach in  Gaste und Hasbergen also schon „Goldbach“, während er in Hagen noch schlicht und einfach als „Mühlenbach“ bezeichnet wurde. Vermutlich ist also der Name „Goldbach“ im Laufe der Zeit den Bach hinaufgewandert und wurde erst ab etwas 1871 auch in Hagen gebräuchlich.

Es bleibt dann jedoch die Frage, woher der Hof Meyer zu Gellenbeck und die gleichnamige Bauerschaft ihre Bezeichnung ableiten.

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