Geschichte und Restaurierung des Hochaltars in der Ehemaligen Kirche St. Martinus

Werner Godt

Bei dem Hochaltar in der Ehemaligen Kirche St. Martinus handelt es sich um eine Komposition des 17., 18., 19. und 20. Jahrhunderts, ein liebevoll und harmonisch zusammengefügter Altar mit viel Geschichte, Rätseln und Geheimnissen.

Im Zusammenhang mit den notwendig gewordenen Recherchen, Restaurierungs- und Dokumentationsarbeiten kamen interessante Ergebnisse zutage. Bei der ersten Betrachtung machte der Hochaltar zwar einen harmonischen Eindruck, doch bei genauerem Hinsehen konnte man seine wechselvolle Geschichte ablesen.

Aufgabenstellung des Trägervereins für die Ehemalige Kirche  war die Restaurierung der Farbfassung von 1958. Die Restaurierungsarbeiten wurden über mehrere Jahre verteilt und in Abschnitten ausgeführt, beginnend mit der obersten Etage. Dieses Teilstück des Hochaltares steht für den Patron der Ehem. Kirche, den heiligen Martin. Einzuordnen ist diese Etage mit den Dekorationen, Ornamenten und dem Knorpelwerk der Schleierbretter in das 17. Jh. Zentral befindet sich ein Gemälde des St. Martin hoch zu ROSS, seinen Mantel teilend mit dem Bettler. Dieses Gemälde - Ölfarbe auf Leinwand - besteht nur noch aus 2/3 Originalgemälde. Bei einer vorangegangenen Restaurierung hatte man das marode Gemälde mit Knochenleim auf eine Sperrholzpatte geklebt. Heute ist es restauriert und mit einer neuen Trägerleinwand versehen. Die Bekrönung des Hochaltars zeigt mittig den auferstandenen Christus, auf der linken Volute und rechtsseitig Evangelisten aus Lindenholz. In einem früheren Bericht wird ein einziges Mal auf einen kleinen Martini-Seitenaltar hingewiesen, später wird nie wieder über ihn berichtet. Die Vermutung ist, dass dieser Altar bei den Umbauten und Erweiterungen der Kirche im 18. Jh. als oberste Etage in den Hochaltar integriert wurde.

Die mittlere Etage steht für das 18. Jahrhundert. Mittig als zentrales Altarbild stellt dieses die Göttliche Dreifaltigkeit dar, umgeben von Engeln. Dieses Gemälde besteht aus acht einzelnen Teilen und ist ebenfalls, wie das Martinusgemälde, restauriert worden. Über dem Gemälde befindet sich das Allianzwappen der Adligen „Windsheim /Böselager". In einem Visitationsprotokoll von 1731 wird über eine Spende der genannten Eheleute, die auf Gut Altenhagen ansässig waren, berichtet. Aus den Befunden kann man schließen, dass bei seiner Errichtung Teile zusammengetragen und zu einem neuen Altar zusammengefügt wurden. Kapitelle und Basen passen nicht zu den Schäften. Die Schäfte müssten dicker bzw. die Kapitelle und Basen im Durchmesser kleiner sein. Auf der Etage links steht die Statuette eines Bischofs (St. Martin!?), rechts ein Christus Salvator.

Die Predella (mit Schnitzereien unterhalb des Altarbildes) und das Tabernakel: Bemerkenswert ist das Tabernakel. Ursprünglich verfügte der Hochaltar über ein Drehtabernakel des 18. Jh. Im 19. Jh. wurde ein Tresortabernakel eingebaut. 1958 bei der großen Renovierung erfolgte ein weiterer Umbau. 1973 wurde der Tabernakeltresor ausgebaut, er befindet sich heute in der Sakristei der neuen Kirche. Die äußere Ummantelung blieb erhalten. Geschnitzte Ornamente aus dem 17., 18. und 19. Jh. zieren die Predella.

Der Altartisch, das Antependium (Verkleidung vor dem gemauerten Altartisch) und die Seitenbekleidung: Aufgrund der Profanisierung der Kirche wurde 1976 die Altartischplatte aus Sandstein um ca. 2/3 ihrer Größe eingekürzt. Die abgeschlagenen Teile des Tisches wurden vor dem Hochaltar als Füllmaterial des neuen Chorraumpodestes verwendet. Die ehemalige hölzerne Blumen- bzw. Kerzenbank bildet seitdem die neue und verkürzte Altartischplatte. Das Antependium stammt aus dem 19. Jh. Zu den Seitenbekleidungen des Altartisches ist anzumerken: Sie stammen aus dem 19. Jh. Die Bekleidungen sind aus Eichenholz gearbeitet, Kassetten mit profilierten Rahmen farbig gefasst. Die Kissen sind besetzt mit gusseisernen, vergoldeten, halbplastischen Engeln.

Folgende Restaurierungsmaßnahmen wurden ausgeführt: Blätternde Fassungen wurden gefestigt, Übermalungen aus dem Jahr 1978 wurden abgenommen, die Fassung gereinigt, Fehlstellen gekittet und retuschiert. Abschließend wurde ein Schutzfirnis aufgetragen. Alle erkennbaren Weichhölzer, die z. T. bereits einen Holzwurmbefall aufwiesen, wurden ausgewechselt und durch abgelagertes Eichenholz ergänzt.
Bei den Kunstgegenständen in der Ehemaligen Kirche handelt es sich um wertvolles Kulturgut. Dank einer Spende der Stiftung der Sparkassen im Landkreis Osnabrück konnte der Trägerverein für die Ehem. Kirche eine umfassende Restaurierung vornehmen lassen. Damit wurde ein wichtiger Schritt zur langfristigen Erhaltung der kirchlichen Kunstgegenstände getan. Neben dem Hochaltar wurden in den zurückliegenden Jahren vier Figuren, die Dominikanerheilige darstellen, die Kommunionbank von 1736, der Marienaltar, ein Ölgemälde an der Säule oben rechts sowie zwei Passionsbilder restauriert.

Anmerkung:
Dieser Beitrag ist neben vielen anderen in unserem Buch „Hagener Geschichten“ enthalten.

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