Hermann Herkenhoff

Kaspar Müller

Im biblischen Alter von 91 Jahren verstarb am 2. August 1990 unser Ehrenmitglied Herr Rektor i. R. Hermann Herkenhoff

— Träger des Verdienstkreuzes am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens
— Ehrenbürger der Gemeinde Hagen a.T.W.
— Ehrenmitglied des Heimatvereins Hagen a.T.W.

Der große Sohn Hagens wurde am 14. 5. 1899 im Gellenbecker “Sandkrug" geboren und blieb mit wenigen Unterbrechungen sei¬ner Heimat treu. Nach Abitur und Lehrerexa¬men in Osnabrück und obligatorischer Ar¬beitslosigkeit war er als Pädagoge in Osna¬brück, Lingen, Gr. Hesepe, Brögbern und ab 1928 in Rieste und Averfehrden tätig und kehr¬te 1956 als Volksschulrektor nach Hagen zu¬rück. Auch die Teilnahme an beiden Weltkrie¬gen einschl. einer zweijährigen Gefangen¬schaft stärkten Heimatverbundenheit und En¬gagement für gemeindliche Aufgaben zum Ausbau des Schulwesens und zu einem Zu¬sammenwachsen der einzelnen Ortsteile im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreform.

Die gute Zusammenarbeit mit dem Ge¬meindedirektor Heinrich Kampe führte zur Hebung des Freizeit- und Fremdenverkehrs¬wertes, zur Anerkennung als Luftkurort und zur Gründung des aktiven Heimatvereins. Er war immer bestrebt, bei den Veranstal¬tungen des Heimatbundes Osnabrücker Land die Präsenz vieler Hagener Heimat¬freunde und eine selbstbewußte Darstellung des Hagener Raumes mit einzubeziehen.

Die Herrichtung der alten Kirche als heimatliches Kommunikationszentrum für echte Volks¬kunst und Volkskultur mit verschiedensten Ausstellungen und den einzelnen Entwick¬lungsstufen der bodenständigen Leinenher¬stellung ist sein Werk. Mundartliche Ret¬tungsversuche in plattdeutschen Veranstal¬tungen waren weitere Herzensanliegen. Ne¬ben der wiederholten Mithilfe bei den allmo¬natlichen Plattdeutschen Frühschoppen des Städt. Kulturamtes in Osnabrück hat er sich auch in der alten Kirche bei den  “Plattdeutschen Adventsfeiern des HBOL besonders eingesetzt.

Der Heimatbund Osnabrücker Land, dessen Ehrenmitgliedschaft ihm auf dem Kreisheimattag in Ankum 1977 angetragen wurde, verlor in Hermann Herkenhoff einen langjährigen Freund und Ratgeber. Seine er¬fahrungsreiche Hilfe wird unvergessen bleiben und über das Grab hinaus verpflichten.



Anmerkung:
Dieser Beitrag ist neben vielen anderen in unserem Buch „Hagener Geschichten“ enthalten.

Redaktionelle Ergänzungen
Kaspar Müller, langjähriger Vorsitzender des Heimatbundes Osnabrücker Land schrieb seinen vorstehenden Nachruf auf Hermann Herkenhoff für das Heimat-Jahrbuch Osnabrücker Land 1991. Dabei hatte er vor allem Herkenhoffs Wirken für den Heimatbund, dessen Ehrenmitglied dieser seit 1977 war, im Blick. Zu ergänzen wäre also der Nachruf um eine Würdigung Herkenhoffs aus Hagener Sicht.

Der Schulleiter
Hermann Herkenhoff konnte erst nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg die Ausbildung zum Lehrer am Osnabrücker Lehrerseminar absolvieren und 1920 abschließen. Wie viele seiner Altersstufe musste er wegen Stellenmangels zunächst sechs Jahre lang seinen Lebensunterhalt in Fremdberufen erwerben, bis er dann 1926 in schnell wechselnden Vertretungsstellen und 1930 schließlich in Rieste fest angestellt wurde. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg wurde er dann 1947 als Hauptlehrer nach Averfehrden berufen und 1957 wurde ihm die Stelle des Rektors an der Volksschule in Hagen übertragen. Obwohl er damals bereits 58 Jahre alt war, stürzte er sich mit geradezu jugendlichem Elan in seine neue Aufgabe. Elternbesuche im Unterricht, Betreuung von jungen Lehrkräften in der zweiten Ausbildungsphase, die Planung und Begleitung der Erweiterung der Schule seit 1961, Klassenlehrertätigkeit in der Abschlussklasse mit mehrtägigen Klassenfahrten nach Bonn bestimmten seinen Schulalltag. Daneben war er Schriftführer im Vorstand des Schulzweckverbandes der Obermark und die Protokolle zeugen von seinem großen Engagement für seine Schule. Unvergessen für seine damaligen Schüler ist sein Kopfstand auf dem Schulhof, mit dem er am Tage seiner Pensionierung im Jahre 1964 seine körperliche Fitness unter Beweis stellte. Auch darüber hinaus blieb er seiner Schule in der Zeit des Lehrermangels treu und unterrichtete noch bis 1968 weiter.

Der Heimatmensch
Nach seiner Pensionierung wandte sich Hermann Herkenhoff verstärkt der Heimatforschung zu.
•    So war er 1965 Mitinitiator und Mitbegründer des Heimatvereins, dem er noch viele Jahre als Geschäftsführer im Vorstand diente.
•    Als Sammler alter Geräte aus Haus- und Handwerk tat er sich vor allem im Bereich des früher in Hagen weitverbreiteten Flachsanbaus und der Verarbeitung zu Leinen hervor. Als die ehemalige Pfarrkirche zu einem Kulturzentrum umgestaltet wurde, baute er dort eine komplette Ausstellung zu diesem Thema auf, die sich heute in der Heimatstube im Bürgerhaus in Natrup-Hagen befindet. Dazu schrieb er 1979 auch ein Begleitheft mit dem Titel „Vom Flachsstengel bis zur Leinenrolle“.
•    Seine Sammlung des plattdeutschen Vokabulars zur Leinenherstellung deutet einen weiteren wichtigen Bereich seiner Tätigkeit an: die Pflege der plattdeutschen Sprache, die er in der Hagener Mundart perfekt beherrschte. Viele Erinnerungen an seine Kinderzeit hat er in plattdeutschen Gedichten und Texten festgehalten. In seinem kleinen Büchlein „Sinnige Gedanken in Hagener plattdeutschen Wortspielen“ aus dem Jahre 1983 hat er viele davon gesammelt.
•    Seine vielen kleineren und größeren Aufsätze, die seine Forschungsergebnisse zur Hagener Heimatgeschichte festhalten, veröffentlichte er zum Teil in den Hagener Nachrichten. Viele davon und vor allem auch umfangreichere Beiträge fanden dann ihren Platz in dem Buch „Hagen a. T. W. Chronik und Heimatbuch“ aus dem Jahre 1976. Bescheiden nennt er sich selbst als dessen Bearbeiter, obwohl er der Initiator und Verfasser von etwa 40 Beträgen und damit etwa der Hälfte des Buches ist. Spätestens mit diesem Buch hat sich einen bleibenden Platz in der Hagener Heimatpflege erworben.

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