Ehemalige Pfarrkirche St. Martinus
Noch zur Zeit der Sachsenkriege wurde um 780 n. Chr. das Bistum Osnabrück gegründet und in Osnabrück (Hase-brück) die dazugehörige pallisadenumwehrte Domburg an der strategisch wichtigen Hasefurt errichtet. Von hier aus wurden in den folgenden Jahrzehnten Kirchen an wichtigen Punkten der Gaue errichtet, bis schließlich ein dichtes Netz christlicher Kirchen das gesamte eroberte Land bedeckte. Irgendwann in den drei Jahrhunderten zwischen der zwangsweisen Christianisierung um 780 n. Chr. und dem Jahr 1097, dem Jahr der ersten Erwähnung der „Parrochia Hagen", muss auch in Hagen eine Kirche gebaut worden sein.
Auch wenn schriftliche Angaben hierzu fehlen, so liegen doch durchaus einige Anhaltspunkte vor, die Licht in das Dunkel der Frühgeschichte der Hagener Kirche bringen und den Zeitraum ihrer Gründung eingrenzen könnten:
Zunächst war schon um 800 n. Chr. in Hagen eine ausreichende Besiedlung vorhanden, welche die Gründung einer Kirche gerechtfertigt hätte.
Des weiteren beweist der ab dem Mittelalter nachweisbare Besitz von Kirche und Pfarrhof, dass zur Zeit der Gründung der Hagener Kirche offenbar noch die von Karl dem Großen verordnete Vorschrift Anwendung fand, nach welcher zur Ausstattung einer jeden Pfarrkirche im besiegten Sachsenland ein größerer Hof für den Geistlichen selbst und daneben zwei Bauernhöfe gehören sollten, um den Unterhalt des Priesters/Pfarrers zu sichern.
Schutzpatron der Kirche in Hagen ist seil altersher der heilige Martinus (erste Erwähnung des St. Martinus-Patroziniums: 1341 „agrum beati Martini". St. Martinus war neben dem heiligen Remigius der Nationalheilige der Franken. Etliche neu errichtete Kirchen im eroberten Sachsenland wurden ihm geweiht, und zwar insbesondere dort, wo fränkisches Königsgut lag, also solche Ländereien, welche die Franken im Sachsenland für ihre Zwecke beschlagnahmt hatten.
Im Bistum Osnabrück gibt es Martinus-Kirchen in Buer, Oldendorf, Spenge, Bösel, Haren/Ems, Bramsche und Hagen.
Baugeschichte
um 850/860 | mutmaßliche Gründung der St. Martinus Kirche |
um 1097 | erste Erwähnung der Kirche in Hagen |
ab 1492 | Neubau einer einschiffigen Kirche mit Westturm im spätgotischen Stil |
1523 | Fertigstellung und Weihe des Kirchturmes |
1717 | Neubau einer Sakristei am Ostgiebe |
1748 | Neubau des nördlichen Seitenschiffes |
1815 | Erweiterung des nördlichen Seitenschiffes nach Westen |
1836/37 | Anbau des südlichen Seitenschiffes |
1839-42 | Verlängerung der Kirche nach Osten |
Inventar
Zum Inventar gehörten bzw. gehören einige bedeutende Kunstwerke.
Der Hochaltar
Alter romanischer Taufstein
Martinusdarstellung im Turm
Martinusdarstellung an der Ostseite
Profanierung
Mit der Einweihung der neuen Kirche St. Martinus am 11. November 1973 wurde die alte Kirche profaniert. Der Turm dient weiterhin als Glockenturm.
Für die Unterhaltung und Nutzung des Kirchenschiffes der ehemaligen Kirche wurde ein Trägerverein gegründet. Nach einer umfassenden Renovierung wird die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Kirche seit 1978 für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Ansprechpartner des Trägervereins für die Ehemalige Kirche ist Herr Markus Hestermeyer bei der Gemeinde Hagen a.T.W.
Literatur: Hagen a.T.W. Ortschronik von Rainer Rottmann, 1997
500 Jahre Kirchturm St. Martinus – Geschichte und künstlerische Ausstattung der ehemaligen Martinuskirche Hagen a.T.W. von Johannes Brand und Rainer Rottmann, 2023
Rainer Rottmann