Streuobstwiesen
Unserer Gemeinde kommt in Bezug auf den Anbau von Obst und der Obstvermarktung eine Sonderrolle zu.
Schon 1834 erwähnt das Amt Iburg, die Gemeinde Hagen sei im Vergleich zu anderen Gemeinden eine “Ausnahme“, weil „in diesem Kirchspiele die Obstbaumzucht überhaupt am weitesten gediehen (sei) … und aus demselben sowohl Sommerobst, besonders Kirschen als auch Winterobst nach Osnabrück verkauft“ werde; der Verkauf sei „ziemlich bedeutend“. Die Beziehung der Hagener speziell zur Kirsche scheint indes viel weiter zurückzureichen. Schon um 1600 kaufte nämlich das Schloß Iburg mehrfach Kirschen aus Hagen. Man kann also durchaus von einer über 400 Jahre andauernden Hagener Kirschgeschichte sprechen.
Obstanbau wurde in Hagen indes nie als Vollerwerb betrieben, sondern immer nur als lohnender Nebenerwerb. Gleichwohl sollen noch in den 1950ér Jahren über 3000 hochstämmige Kirschbäume und annähernd gleich viele Apfel- und Birnbäume das Hagener Ortsbild vor allem in den Ortsteilen Mentrup‚ Beckerode und Sudenfeld geprägt haben.
Durch veränderte Konsumgewohnheiten, steigende Lohnkosten und zunehmende ausländische Konkurrenz wurde ab den 1960ér Jahren der Obstanbau als Nebenerwerb immer unlukrativer, so daß viele alte Obstbäume gerodet wurden, während Nach- und Neuanpflanzungen kaum noch erfolgten. Ein Verlust von Sortenvielfalt und landschaftlich prägender Elemente war und ist die Folge. Der Gemeinde Hagen a.T.W. drohte ein Jahrhunderte altes „Alleinstellungsmerkmal“, nämlich „das Kirschenparadies“ schlechthin zu sein, abhanden zu kommen. Erst in den letzten Jahrzehnten seit 1990 hat in der Gemeinde und der Bevölkerung ein Bewußtseinswandel eingesetzt, der sich in etlichen Maßnahmen und Aktionen speziell zur Rettung der Kirsche in Hagen a.T.W. darstellt (finanzielle Förderung von Kirschbaumpflanzung, Erhalt von Streuobstwiesen durch den Heimatverein, Anlegung eines Kirschlehrpfades, Einrichtung eines Kirschinformationszentrums, Aufnahme der Kirsche in das offizielle Logo der Gemeinde, touristische Werbung seitens des Touristikverbandes Hagen a.T.W., Kirschfest etc…).
Es ist zu hoffen, daß all diese Bemühungen und das vom Heimatverein im Jahre 2014 herausgegebene Buch „Obstanbau und Obsthandel in Hagen a.T.W.“ dazu beitragen, das Bewußtsein für die Bedeutung der Obst- und Kirschenvielfalt für Hagen und die ganze Region zu wecken und zu erhalten, damit für uns und auch für nachfolgende Generationen die Verse aus dem 1850 von Kaplan Seling aus Osnabrück verfaßten Hagener Heimatliedes Gültigkeit haben:
„… hier Kirsch- dort Apfelwald,
gleich einem Paradiese,
mein schönster Aufenthalt.“
Rainer Rottmann
Kirschlehrpfad an der Straße Zum Jägerberg
Streuobstwiese auf dem früheren Hof Forstmann in Mentrup
Streuobstwiese der AG Natur und Umwelt im Wallenbruche
Streuobstwiese Loheider, Loheiden Knapp
Hof Kleimeyer/Pues in Mentrup
Hof Wellmann in Natrup Hagen
Streuobstwiese auf dem Knoll in Mentrup
Streuobstwiese auf dem Hof Plantholt/Schulte to Bühne
in Natrup Hagen
Baumpflanzaktion auf dem Hof Voß in Natrup-Hagen
Streuobstwiese auf dem Anwesen Schniederberend in Gellenbeck
Streuobstwiese des Hofes Ehrenbrink in Mentrup
Streuobstwiese auf dem Hof Rottmann
Zu den prägenden Elementen des Hagener Ortsbildes und der Hagener Landschaft gehören seit alters die Streuobstwiesen bei den Bauernhöfen und Kotten. Um diese zu erhalten und zu pflegen veranstaltet der HVH jährlich einmal an einem Samstagvormittag im November eine Pflanzaktion. Fünfundzwanzig Obstwiesen wurden so in den vergangenen Jahren an markanten Stellen in Hagen erneuert oder neu angepflanzt. Ein gemeinsames Frühstück betont den gleichzeitig geselligen Charakter dieser Veranstaltung.
Übersicht über die bisherigen Pflanzaktionen
1990 |
Hof Nollmann |
Natrup-Hagen |
Obstbäume |
1991 |
Hof Schulte to Brinke |
Natrup-Hagen |
Obstbäume, Eichen und Walnuss |
1992 |
Anwesen Schniederbernd |
Gellenbeck |
Obstbäume |
1993 |
Hof Winter |
Mentrup |
Obstbäume, 3 Eichen |
1994 |
Hof Borgelt |
Gellenbeck |
Obstbäume |
1995 |
Hof Plogmann |
Altenhagen |
Obstbäume |
1998 |
Hof Meyer zu Natrup |
Natrup-Hagen |
Obstbäume, 1 Eiche |
1999 |
Höfe Wilxmann und Hohenbrink |
Altenhagen |
Obstbäume |
2000 |
am Breiten Stein, Borgberg |
Beckerode |
Kastanien und Haselnuss |
2000 |
Hof Meyer to Bergte |
Gellenbeck |
Obstbäume, 2 Walnüsse |
2001 |
Hof Ehrenbrink |
Mentrup |
Obstbäume, 1 Walnuss |
2002 |
Hof Martin |
Mentrup |
Obstbäume, 1 Walnuss |
2003 |
Hof Schulte to Bühne (Plantholt) |
Natrup-Hagen |
Obstbäume |
2004 |
Hof Rüter–Abkemeyer |
Mentrup |
Obstbäume, 1 Walnuss |
2004 |
Hof Dillmann |
Mentrup |
1 Eiche |
2005 |
Kotten des Hofes Schulte to Brinke |
Natrup-Hagen |
Obstbäume |
2006 |
Hof Ehrenbrink |
Mentrup |
Obstbäume |
2007 |
Hof Grimmelsmann |
Mentrup |
Obstbäume |
2008 |
Hof Witte-Krützmann |
Beckerode |
Obstbäume |
2009 |
Hof Wellmann |
Natrup-Hagen |
Obstbäume |
2010 |
Hof Voß |
Natrup-Hagen |
Obstbäume |
2011 |
Anwesen Brockmeyer |
Altenhagen |
Obstbäume |
2012 |
Natruper Mühle |
Natrup-Hagen |
Obstbäume |
2013 | Kotten des Hofes Sudenfeld | Sudenfeld | Obstbäume |
2014 | Jugendhof Obermeyer | Altenhagen | Obstbäume |
2015 | Anwesen Bergmeyer | Gellenbeck | Obstbäume |
2016 | Hof Gretzmann | Sudenfeld | Obstbäume |
2017 | Jugendhof Schuten | Große Heide | Obstbäume |
2018 | Große-Börding | Natrup-Hagen | Obstbäume |
2021 | Hof Dierkes | Obstbäume | |
2022 | Hof Ehrenbrink | Liedstraße | Obstbäume |
2023 | Familie Borgelt | Zum Jägerberg 31 | Obstbäume |